Mitmachzeitung
Im Sommer dieses Jahres hatten wir im Media Trend Journal einen Artikel zum Thema Klassische Medien und Web 2.0 geschrieben. Dabei haben wir drei Entwicklungsschritte identifiziert:
1. In klassischen Medien wird über Web 2.0 Themen berichtet, Videos, Blogs etc. werden kommentiert
2. Klassische Medien entwickeln eigene Social Media-Inhalte wie Filme, Blogs, Podcasts etc. – und lassen die User partizipieren
3. Klassische Medien entwickeln ihr Angebot crossmedial entlang der Mediennutzungskurve
Parallel dazu konnten wir sogar ein gegenläufiges Phänomen beobachten ?? Social Media-Inhalte werden in klassischer Form (Print, TV, Kino) publiziert. Und dazu bin ich nun über den “Blick über den Tellerrand” Podcast auf ein interessantes Beispiel gestossen: In Hessen (DE) setzt eine Regionalzeitung – die Giessener Zeitung – komplett auf User Generated Content.
Jeder kann zum sogenannten “Bürger Reporter” (der Ausdruck erinnert etwas an den Boulevard Journalismus) werden und so die Inhalte der Zeitung bestimmen. Inhaltlich setzt die Zeitung einen klaren Fokus auf regionale Nachrichten. Die Beiträge erscheinen online und können dort natürlich auch von anderen Usern kommentiert werden. Zusätzlich – und das scheint mir ziemlich einzigartig – erscheint die Zeitung zweimal wöchentlich im Print-Format und wird so an alle Haushalte verteilt. Finanziert wird das ganze über Anzeigen.
Ein lustiges Feature: Wie das Ganze funktioniert wird auf der Website www.giessener-zeitung.de von einer Dame erklärt, die, solange man sie nicht reden lässt, in ihrer “Hier gibt’s mehr” Box oben rechts auf der Seite sitzt und Faxen macht.
Ob sich die Zeitung durchsetzt, ob “Hessens erste Mitmach-Zeitung” in Sachen Qualität überzeugt und ob sich langfristig genügend freiwillige (unbezahlte) Bürgerjournalisten finden, wird man sehen. Die erfolgreichen Beispiele von User Generated Content wie Rezensionen auf Amazon oder Wikipedia zeigen jedenfalls, dass die Idee vom Grundsatz her funktionieren kann.
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