Sei ein Profiteur! – psychologische Studie zur Verwendung von Substantiven bei Wahlen
Um die Gunst der Wähler kämpfen viele Interessengruppen und Parteien, dabei sind alle Mittel recht. Einzelne Politiker haben ein Interesse, dass die Stimmbürger wählen gehen. Bei einer hohen Wahlbeteiligung wird denn auch ihre politische Legitimität gesteigert. Forscher haben nun herausgefunden, wie man potentielle Wähler besser überzeugen kann, an die Urne zu gehen.
„Geht wählen“
Im Vorfeld einer demokratischen Wahl sieht man überall Plakate, die einen auffordern, seine Stimme abzugeben: „Geht wählen“ oder im englischsprachigen Raum „vote“. Auch wenn der Aufwand heutzutage dafür nicht mehr allzu gross ist, ist die Wahlbeteiligung auch in der demokratieerprobten Schweiz bedenklich tief.
Identifikation mit „Wähler“
Forscher im Bereich Psychologie der Universität Stanford haben nun herausgefunden, dass einzelne wenige Satzänderungen in einer Handvoll Fragen die Probanden dazu bringen, sich eher als Wähler zu sehen, sich damit zu identifizieren, als dass sie das Wählen als Aufgabe oder Pflicht am Wahltag wahrnehmen.
Substantiv performt besser
Das Interessante dabei ist, dass deshalb die Verwendung des Substantivs „Wähler“ (Englisch „voter“) das Bessere Ergebnis bringt, als das Tätigkeitswort „wählen gehen“. Um dies herauszufinden, haben die Forscher den Probanden einen Fragekatalog zusammengestellt, der sie nach ihren Gedanken zum Wählen befragte. Eine Gruppe fragte man, wie wichtig es ihnen sei, ein Wähler zu sein. Die andere, wie wichtig es ihnen sei zu wählen. Schliesslich gingen von der ersten Gruppe an den anschliessenden Wahlen mehr an die Urne, als von der zweiten.
Positive Konnotation des Substantivs
Ihre These ist nun folgende: Ein Wähler ist eine wertvolle Person in unserer Gesellschaft. Das Substantiv ist also positiv konnotiert. Wenn also das Wählen in ein solch positives Gebilde geframed wird, möchte man sich damit identifizieren und gehe deshalb eher wählen.
Schluss mit Handlungsaufforderung?
Mögliche Schlussfolgerung daraus ist, dass die Verwendung von Substantiven besser funktioniert als bisher gängige Handlungsaufforderungen. Allerdings müssen diese eine positive Wertung aufweisen. Wird also von nun an aus „jetzt kaufen“ „sei ein Konsument“ oder aus „jetzt profitieren“ „sei ein Profiteur“? Was meint Ihr? Sei ein Kommentator!
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