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Referat Sascha Lobo: Kreativität und Informatik – Welten auseinander

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Das IWI der Hochschule Luzern ist älter als das World Wide Web – und feiert das 25-jährige Jubiläum. Grund genug, den bekannten Autor und Blogger Sascha Lobo als Redner einzuladen. Hier eine Mitschrift seines Referats.


Sascha Lobo hat sich als Art Orakel der Informatik entwickelt. Er hat die Ambivalenz des Internets miterlebt. Die Höhen und Tiefen. So jedenfalls die Einleitung.

Hinterfragen des Begriffs „Digital Native“ gleich zum Einstieg
Lobo legt gleich zu Beginn los. Auf die Frage, ob jemand ein „Digital Native“ sei oder nicht, führe völlig in die Irre. Native kann man nicht werden, wenn man es nicht mal war. Digitales Vernetzen ist keine Alterserscheinung, sondern eine Lebenshaltung.

Kundenorientierung beim Informatikeinsatz
Im Verlaufe des Referats mit dem Titel “Kreativität und Informatik – Welten auseinander” stellt er viele Thesen auf. Ein seiner ersten lautet. Wer Markt und Kreativität denkt, muss Wirtschaftsinformatik denken. Aber warum? Er führt dazu das folgende Zitat ins Feld: „If you look five years out, every industry is going bo be rethought in a social way.“ Der Satz stammt von Mark Zuckerberg, vom Oktober 2010. Übersetzt könnte das heissen: Die Wirtschaft muss sich den Alltagsverhaltensweisen der Kunden annähern. Jede Branche muss nicht nur Kundenorientierung neu denken, sondern das Geschäft grundsätzlich. Und zwar digital. Und fundamental. Leider ist es oft so, dass Unternehmen meinen, sie hätten bei der Anwendung der neuen digitalen Möglichkeiten bildlich gesprochen “einen Kinofilm gemacht, dabei aber nur Theater gemacht”.

Bestes Beispiel dafür ist KLM. Die Airine setzt diejenigen Leute in Flugzeugen nebeneinander, die auf Facebook die gleichen Interessen haben. Meet&Seat heisst der Ansatz. Das ist aber noch nicht so der „social way“ im Sinne von Mark Zuckerberg. Denn eigentlich will man im Flugzeug neben niemanden sitzen, und schon gar kein Gespräch mit einem Gleichgesinnten halten. Müssen.

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Aber irgend etwas ist an der Sache schon drin. Ob es in die richtige Richtung geht, ist natürlich noch unklar. Jedenfalls ändern die so eingesetzten Social Media nicht die Geschäftsprozesse fundamental.

Von der Weisheit der Vielen
Was ist das und wie wirkt das? Und dann noch kundenorientiert? Das Beispiel von der Universität Oregon in den 70er-Jahren mit den ausgetrampelten Rasen-Pfaden, wo erst später dann die geteerten Wege hinkamen, war schön.
Aber eigentlich kann Informatik durch Kreativität auch die Kraft der Vernetzung heben. Zum Beispiel mit der App für Schwarzfahren (FareBandit). Das ist jetzt natürlich kein wirklich positives Beispiel, aber ein sehr illustratives.
Aber um Datenströme wirklich verwertbar zu machen, muss die Wirtschaft die Strategien und Instrumente dazu schaffen,
Exkurs: Sascha Lobo kann nicht programmieren. Aber Bücher schreibt er mit Google Drive… dabei schreiben 2 Personen, 4 Personen korrigieren, einer lektoriert. Da entstehen Texte in Echtzeit von mehreren. Wirtschaftsinformatik hat ihm so ein Wertschöpfungsinstrument an die Hand gegeben. Seine Art zu arbeiten hat sich dadurch verändert. Und da findet die Transformation statt.

Erfolgsfaktor Einfachheit
Vergessen darf man dabei nicht die Relevanz von Oberflächen. Die Macht der Einfachheit. Wer kennt das nicht? Typisches Apple-Produkt: Touch. Typisches Google-Produkt: Find. Einfachheit heisst, „vorne“ ist es sehr einfach, hinten muss es aber nicht zwingend einfach sein. Auch das ist Wirtschaftsinformatik.

Wieder kleiner Exkurs: Schweizer Wanderweg-Zeichen bezeichnet Lobo lustigerweise als „Gebirgs-Usability“.

Social Media ist der aktuelle Stand des Internets
Ganz-Tags-Menschen sind alle, aber nicht alle sind „Ganz-Tages-Kunden“. Das sollte man sich merken. Dabei führt Lobo die definitiv interessante Studie von (Donald H. Kluemper) ins Feld: in einem Test hat dieser je 250 Personen „bewerten“ lassen, wie gut sie sich für einen Job eignen. Die eine Gruppe wurde mittels eines Assessments beurteilte, die andere Gruppe via Facebook-Profil. Der spannende Befund: nach einem halben Jahr hat man die Chefs befragt, welche die Leute ausgewählt und beurteilt haben. Dabei hat sich herausgestellt, dass via die Facebook-Profil-Beurteilung die besseren Mitarbeiter rekrutiert wurden – weil so ein Social Media-Profil einfach verlässlichere Daten liefere.

Die Transparenz der anderen Seite des Marktes
Das wäre für schon noch spannend. Was haben eigentlich meine Freunde für eine Digital-Kamera? Welche Apps haben sie eigentlich? Das hat das Potential, ganze Wirtschaftszweige umzukrempeln. Bestes Beispiel „Wie das Twittern die Filmindustrie verändert hat“ (schon bissal altes Beispiel aus dem Jahre 2012)
Kundenorientierung heisst Integration sozialer Prozesse. Beispiel: Have 10k Instagram Followers? One Hotel Will Give You A Free Night’s Stay.

Das “Prinzip Social” ändert nicht nur den Konsum. Sondern auch Geschäftsmodelle. Bestes Beispiel hierfür ist airbnb, welches die Hotel-Branche ziemlich bedrängen soll..

Das Spiel wird gewinnen, wer Social Media-Daten in die Einkaufsprozesse einfliessen lassen kann. Datenbegeisterung verwandelt eben Einkaufsprozesse.

Immer mehr Angebote und Produkte, also Hardware, wandern ins Netz.
Hätte man 2005 einen Jugendlichen gefragt: Welches Handy möchtest du? Seine Antwort wäre voraussichtlich “ein Nokia” gewesen. Dabei war die Kaufentscheidung Hardware. Heute würde die Antwort vermutlich “Android” lauten. Das ist vernetzte Software.

Beim Auto wird es ähnlich sein. Wir werden Autos aufgrund der vernetzten Software kaufen. Siehe Google-Auto. Deshalb die These: Irgendwann gibt es keine Offline-Produkte mehr. Hier das schöne Beispiel einer Auto-Versicherung, die via trackender App günstiger wird.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was ist das „offlineste Produkt“ überhaupt? Bananen! Aber auch hier folgt der Einzug des Digitalen. Bestes Beispiel ist Dole: Auf den Bananen können via Code-Eingabe viele Infos über die Banane (Bauer, Herkunft, etc.) abgerufen werden. Offensichtlich besteht der Wunsch nach mehr Transparenz. Man beginnt Verantwortung in einer Gesellschaft zu übernehmen. Die Herkunft der Banane wird zum Kaufentscheid.

Der Schlussspurt
Wir stehen vor einer weiteren Ausformung der digitalen Ära. Augmented Reality – die Verschmelzung. Neu: das BIM-Model – Building Information Modeling. Da wird die Verdatung der gesamten Welt vorangetrieben. Der Fussbodenleger muss künftig wohl seinen Fussboden als Datenpaket anlegen…

Schlussfrage: Kreativität und Informatik. Welten? Die Antwort lautet. Kreativität durch Informatik. Wenn man das zusammen nimmt, dann entstehen Welten.

Ganz am Schluss noch Fragen aus dem Plenum: Müssen alle Unternehmen auf/in den sozialen Medien aktiv sein? Antwort Lobo: Ich  bin mir ziemlich sicher, dass alle diese Unternehmen, die nicht auf Twitter sind, im Herbst Insolvenz anmelden müssen… Ok, ein Witz. Heute müssen sich Unternehmen eher rechtfertigen, wenn sie nicht in den sozialen Medien aktiv sind. Aber es müssen in der Tat nicht alle Social Media einsetzen. Dann eine weitere Frage: Sind Digital Natives nicht eher “Digital Naives” – weiss die junge Generation genug? Antwort Lobo: Hat jemals eine junge Generation jemals genug gewusst? Auch die ältere Generation weiss wohl kaum, wie die digitale Welt funktioniert… Das Thema „Datenhoheit“ wird uns wohl noch lange beschäftigen.

Alles in allem: war interessant, und vor allem unterhaltsam.

Kategorie:  Allgemein

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