Bist DU Smartphone-süchtig?
Ein Team von Psychologen und Informatikern der Universität Bonn hat eine App namens Menthal entwickelt, welche den Umgang mit dem Smartphone misst. So soll ermittelt werden, wie häufig jemand am Tag auf sein Smartphone schaut. Auf Menthal.org kann die App für Android kostenlos heruntergeladen werden. Sie soll unter anderem aufzeigen, dass die Selbsteinschätzung bezüglich der Häufigkeit der Handynutzung oft nicht mit der Realität übereinstimmt. Wenn wir ehrlich sind, nutzen wir das Smartphone ja wirklich ganz schön häufig während eines einzigen Tages, wie auch im Promo-Video aufgezeigt wird.
Bis zu 80 Mal täglich
Während rund 6 Wochen wurde mit der App das Nutzerverhalten einer 50-köpfigen Gruppe von Studenten ermittelt. Mit teilweise erschreckenden Resultaten: 80 Mal pro Tag schauten die Probanden auf ihr Smartphone – das sind durchschnittlich alle 12 Minuten. Bei einigen Studienteilnehmern fiel diese Zahl noch viel höher aus.
Interessant dabei: Von der insgesamten Telefon-Nutzung wurden nur gerade acht Minuten telefoniert und 2,8 SMS geschrieben. Die restliche Zeit wurde auf sozialen Netzwerken und Messengern verbracht, der Spitzenreiter dabei war WhatsApp.
Ähnlicher Mechanismus wie ein Glücksspiel-Automat
Der Forschungsgruppe der Uni Bonn geht es darum, herauszufinden, wie viel Telefon-Konsum normal ist und ab wann man von einer Sucht sprechen kann. Schliesslich ähnelt die Nutzung eines Smartphones dem Umgang mit einem Glückspiel-Automaten – man ist immer der Erwartung von etwas Neuen, welches einem ein Glücksgefühl vermittelt. Deswegen kann eine erzwungene Nichtnutzung Entzugserscheinungen hervorrufen, welche vergleichbar mit dem Entzug von anderen Suchtmitteln sind.
Eingebettet in eine Studie der Psycho-Wissenschaften
Dr. Christian Montag, Privatdozent für Psychologie an der Bonner Universität, erläutert, dass die Entwicklung der App in eine grössere Gesamt-Studie eingebettet ist. So wird beispielsweise die Möglichkeit in Betracht gezogen, Handydaten dazu zu nutzen, um Schwere und Verlauf einer Depression zu messen. Dazu wird aktuell eine weitere Studie durchgeführt. Es wird vermutet, dass sich die Handy-Nutzung während einer depressiven Phase merklich ändert. Somit könnte das Smartphone – natürlich unter Einhaltung der Datenschutz-Regelungen – im weitesten Sinn zu einem Diagnose-Instrument im noch jungen Feld der Psycho-Informatik werden.
Datenschutz wird gross geschrieben
Unter den FAQs auf Menthal.org wird unter anderem gefragt, ob die App auch Videos und SMS aufzeichnet. Dies wird klar verneint, die App misst nur das Verhalten und zeichnet keinerlei Inhalt auf. Ebenso wird den Usern versichert, dass ihre Daten die Universität Bonn nicht verlassen und ausschliesslich für Studienzwecke genutzt werden.
Anscheinend trifft die App ein User-Bedürfnis. Im Google Play Store erwartet die an der App Interessierten momentan folgende Information:
„Liebe Nutzer,
Vielen Dank für eure Geduld. Nach zehn Tagen non-stop Arbeit haben wir frohe Kunde zu vermelden. Die Netzwerk Probleme sind identifiziert und gelöst und der Server entlastet. Eine bessere Version der App kommt im Lauf der Woche raus. Wir sind jetzt wieder in der Lage, neue Nutzer zuzulassen, zunächst 10.000 pro Tag. Im Laufe der nächsten Tage werden weitere Server in Betrieb genommen, so dass wir auch in den nächsten Wochen weiterhin Registrierungen mit dieser Rate zulassen können werden. Danke für eure Geduld, danke für eure Unterstützung. Und sagt uns, wie wir die App verbessern dürfen.
Euer Menthal Team“
Würdet ihr eine solche App auf eurem Telefon installieren? Oder habt ihr den Eindruck, euer Smartphone-Gebrauch liege in einem normalen Rahmen?
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