Staatsverträge vors Volk – Vergleich der Websites der Befürworter und Gegner
Beide Volksinitiativen vom 17. Juni 2012 wurden von den Schweizer Stimmbürgern abgelehnt. Dies ist kein neues Phänomen, denn die meisten eidgenössischen Initiativen wurden bisher verworfen. Relativ neu ist aber, dass die Initiativ- und Gegenkommitees vermehrt auf die Onlinekommunikation setzen und dabei teilweise auch Social Media-Dienste in Anspruch nehmen.
Dieser Post vergleicht die Websites der Befürworter und Gegner der Initiative „Staatsverträge vors Volk“. Kriterien für den Vergleich sind Design, Navigation, Inhalt, Sprache und Interaktivität. Begonnen wird mit der Initiative „Staatsverträge vors Volk“. Dieser Post versteht sich nicht als politischer, denn politische Inhalte und Argumente werden ausgeblendet.
Europflaster vs. Helvetia
Die Startseite der Befürworter zeigt im Header wechselnde Bilder mit verschiedenen Personen, denen der Mund mal mit Geldstreifen und mal mit „Europflaseter“ zugeklebt ist. Das Ganze mutet etwas schräg an. Die weitere Gestaltung der Seite ist langweilig solide und nichts Besonderes. Die Site der Gegner wirbt im Header mit dem einigen schon bekannten Kampagnenbild mit der Helvetia. Auf der gesamten Website ist das Design stimmiger und professioneller und entspricht dem heutigen Standard, hätte allerdings auch noch Luft nach oben. Punkt für die Gegner
Kein zweites Navigationslevel
Ohne zweites Navigationslevel versuchen die Befürworter den User nur mit dem ersten Level der Hauptnavigation durch die Website zu führen. Aus Sicht der Suchmaschine machen dies die Gegner besser. Sie nutzen die Second-Level-Navigation und haben so auch mehr interne Links zu verzeichnen. Als User gestaltet sich auch die Orientierung der Gegner besser: Hier wird der Navigationspunkt farblich hervorgehoben, an dem man sich orientieren kann. Leider fehlt bei den Befürwortern eine Orientierungshilfe gänzlich. Auch weniger gut sind dort teilweise die Bezeichnungen der Navigationspunkte. Hier sollte man sich auf bewährte Ausdrücke beschränken. Statt „Neues“ könnte es bei den Befürwortern „Aktuelles“ oder „News“ heissen. Der Navigationspunkt „EU-Irrsinn live“ ist überdies nicht selbsterklärend. Wieder ein Punkt für die Gegner.
Unentschieden dank Dreisprachigkeit
Hier soll nicht auf politische Inhalte Bezug genommen werden, sondern auf Inhalte der Websites. Inhaltlich unterscheiden sich die Seiten nicht besonders. Sie stellen dem User oder Wähler die wesentlichen Informationen zu Verfügung: Das Argumentarium, Neuigkeiten zur Initiative und Downloads. Was hier bei den Befürwortern fehlt, ist eine Liste von Organisationen oder Parteien, welche ihre Idee unterstützen. Denkbar wäre auch eine Liste des Komitees. Bei einer gesamtschweizerischen Abstimmung ist die Mehrsprachigkeit natürlich zu berücksichtigen. Dies haben beide Seiten befolgt. Punkto Inhalt/Sprache erhält jeder einen Punkt. Stand: 3:1 für die Gegner.
Facebook: Gegner top, Befürworter flop
Auf beiden Websites haben die User die Möglichkeit, die Komitees zu kontaktieren. Zusätzlich dazu kann man bei den Gegnern einen Newsletter abonnieren. Die Vorteile von Social Media sind auch den Gegnern und Befürwortern nicht verborgen geblieben: Beide Seiten können geliked werden. Bei den Gegnern können zusätzlich die Links zu den Unterseiten getwittert aber nicht geliked werden, was schade ist. Besser machen dies die Befürworter. Hier können alle Newsartikel auf Facebook, Twitter sowie dem von Yahoo verkauften Social Bookmarking Dienst delicious.com geteilt werden. Beide Seiten unterhalten je eine Facebook-Fansite, wobei „unterhalten“ bei den Befürwortern etwas zu hoch gegriffen ist. Die nur 161 Fans sind wohl unter anderem auf die fehlende Aktivität seitens der Betreiber zurückzuführen. Vorbildlich gestaltet sich die Facebook-Fanpage der Gegner: Mit 1‘764 Fans und 1‘088 Personen, die darüber sprechen, haben sie eine sehr hohe Interaktionsrate. Unter dem Strich haben sich die Gegner den Punkt wegen der starken Facebook-Fanpage in der Kategorie „Interaktivität“ verdient.
Eine reine Budgetfrage?
Mit 4:1 gewinnen die Gegner nicht nur die Abstimmung vom Sonntag, sondern auch das Online-Marketing-Duell. Natürlich ist in solchen Fragen auch das Budget mitentscheidend, aber mit minimalem Aufwand können gewisse Punkte jeweils noch optimiert werden. Ein solcher Auftritt ist sicherlich wichtig für die Glaubwürdigkeit und die nach aussen wirkende Professionalität eines Initiativ- oder Gegenkomitees.
Was denkt Ihr, könnte ein Online-Auftritt in bestimmten Fällen auch das Zünglein an der Waage sein?
Bildquelle: Screenshots beider Websites und beider Facebook-Fanpages.
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