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Tangiert Web 2.0 den Fernsehkonsum?

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Am 31.1.2008 weckte auf presseportal.de folgende Headline «Web 2.0 verdrängt Fernsehen» mein Interesse, welche ich hier kritischen beleuchten möchte:

Die Meldung lässt verlauten:

Wer das Web 2.0 intensiv nutzt, schaut weniger fern. Zu diesem Ergebnis kommt die AOL Digital Marketing Group (DMG) in Zusammenarbeit mit der Hamburg Media School und der Universität Hamburg in der Studie “Nutzungsmotivation und Motivation der Content-Produktion in der AOL Aktiv Community”.

Zwei Drittel der AOL Aktiv Nutzer beschäftigen sich täglich mit ihrer Netzgemeinschaft. Von den Befragten gaben 43 Prozent an, dass sie dafür weniger fern sehen. Nur 23 Prozent von ihnen verbringen stattdessen weniger Zeit mit anderen Hobbies und jeder fünfte AOL Aktiv-Nutzer schläft einfach weniger.

“Das Internet hat gegenüber den klassischen TV-Kanälen klare Vorteile. Inhalte stehen jederzeit auf Abruf bereit, ich kann mich mit anderen Menschen vernetzen und Informationen austauschen”, so Torsten Ahlers, Geschäftsführer von AOL Deutschland. ” Mit Angeboten wie AOL Fotocenter oder AOL Video Uploads sowie vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten innerhalb unserer Community eröffnen wir Nutzern die Chance, sich im Internet aktiv zu beteiligen.”

Die Studie kann hier als PDF runtergeladen werden und wurde mit einer Online-Umfrage unter 1.437 Nutzern der Netzgemeinschaft “AOL Aktiv” durchgeführt. Zu einem ähnlichen Schluss kommt die Studie von Fitkau&Maass: Internet bevorzugter als Fernsehen.

Web 2.0 verdr?¤ngt oder konkurrenziert Fernsehen
[S. 30]

Nun: «Verdrängen» scheint mir ein etwas extremes Wort. «Konkurrenzieren» fände ich in diesem Kontext angebrachter, noch besser «verändern». Zwar stelle ich bei mir persönlich auch einen Rückgang beim Fersehkonsum fest (ich habe kein Fernsehgerät mehr…). Nur, wird hier richtig gerechnet, oder alles richtig verglichen?

Stimmt, der Fernsehkonsum ist in der Schweiz leicht rückläufig, so sinkt die Nettoreichweite bei den 15-29 Jährigen von 56.2% im 1. Semester 2007 auf 51.8% im zweiten Semester 2007. Aber schauen wir wirklich weniger fern? Vielleicht im klassischen Sinne (Fernsehen auf dem guten alten Fernsehgerät in der Stube), sondern mehr und mehr im Internet. So steigt zum Beispiel die Nutzung von Online-Video-Portalen drastisch, YouTube kann via AppleTV und Fernbedienung konsumiert werden oder auf dem Handy.

Selbst die hier diskutierte Studie schreibt [S. 12]:

  • Die meistgenutzten Sub-Seiten von AOL Aktiv sind Kuriose Clips 9,0%
  • Texte, Fotos und Videos werden von 58,8% aller Nutzer bereitgestellt (diese Nutzer werden nachfolgend als «Aktive» bezeichnet)

Ich würde daher eher meinen: Web 2.0 verändert

den Fernsehkonsum. Der TV-Konsum verlagert sich ins Internet (auf die Video-Portale) oder aufs Mobile und wir schauen einfach etwas aktiver (lean forward statt lean back) als früher. Und die User wählen den Content – ob von einem offiziellen Sender oder von anderen Usern bereit-/hergestellt – selber aus. Aber weniger Bewegtbildmaterial werden wir in Zukunft kaum konsumieren.

Kategorie:  Web

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