Sind Wähler in der Schweiz noch nicht bereit, über YouTube den Politikern Fragen zu stellen?
Das Schweizer Fernsehen SF versucht in diesem Herbst, die Wählerinnen und Wähler dazu anzuhalten, den diversen Parteipräsidenten mittels einem YouTube-Video Fragen zu stellen.
Die Videos sollten dann in der letzten “Arena” vor den Wahlen gezeigt und beantwortet werden. Sollten, weil bis gestern noch keine einzige Video-Botschaft aufgenommen wurde. Nun ruft Ueli Haldimann, Chefredaktor der Tagesschau, in seinem Blog dazu auf,
den Herren Maurer, Pelli, Fehr und Co. ein paar knackige Fragen zu stellen. Noch nie war es so einfach, ins Fernsehen zu kommen!
Die Frage ist nur, ob ein Aufruf reicht… Es stellt sich meiner Meinung nach eher die Frage, ob das Web 2.0 wirklich schon in der Gesellschaft angekommen ist. Oder ist das erst bei den Internet- und Technikaffinen Usern der Fall? Werden Komponenten des Web 2.0 in den Medien überbewertet? Ich glaube nicht. Dass das Web 2.0 benutzt wird, sollte nach Veröffentlichung von Mitgliederzahlen bei MySpace und Facebook allen klar sein. Wahrscheinlicher ist es, dass es ein wenig länger braucht, bis sich der grosse Teil daran gewöhnt hat, dass das Internet eine weitere Möglichkeit ist, um miteinander zu kommunizieren. Denn der grösste Teil der Gesellschaft sind bereits ältere Menschen, die – so wage ich mal zu behaupten – nicht immer auf dem neusten Stand sind, was Internet-Features anbelangt und sich nicht jeden Tag YouTube-Videos oder Online-News-Sendungen anschauen. Ein Beispiel dazu sind E-Mails. Jede und jeder hat heutzutage ein E-Mail-Konto, das auch gebraucht wird und niemand schaut seltsam, wenn die Mutter oder der Grossvater eine E-Mail verfasst. Darum bin ich auch fest überzeugt, dass bei den nächsten eidgenössischen Wahlen in vier Jahren, falls wieder eine solche Möglichkeit besteht, Politikern auf diesem Weg Fragen zu stellen, die Resonanz grösser sein wird. Für Veränderungen braucht es immer Zeit und Geduld.
Wenn man die USA als Zukunfts-Barometer nimmt, ist meine Prognose gar nicht so abwegig. Denn im Zuge der amerikanischen Präsidentenwahl traffen fast 3’000 verschiedene Videos ein, auf denen den demokratischen Kandidaten Fragen gestellt wurden (Quelle: Netzwoche Ticker). Es sieht also gar nicht so düster für Europa aus… 😉
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